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Ein Dorf kämpft um seine Kapelle (WP 4.4.2023)

Heggen.  Die Zukunft der alten Kapelle, die an die ehemalige Jugendherberge grenzt, steht noch in den Sternen. Ein Abriss kommt für viele nicht in Frage.

Ein Dorf kämpft um den Erhalt seiner Kapelle: Mehr als 300 der rund 2800 Bewohner aus Heggen haben innerhalb einer Woche ihre Unterschrift unter einen Antrag, adressiert an die Finnentroper Gemeindeverwaltung, gesetzt und damit ihrem Wunsch Nachdruck verliehen, dass die ehemalige Kapelle des St. Antonius-Krankenhauses an der Ahauser Straße erhalten bleibt. Das längst entweihte Gotteshaus grenzt direkt an das einstige Krankenhaus, das Ende der 1920er Jahre seinen Betrieb aufnahm und Ende der 1970er Jahre geschlossen wurde. Anschließend wurde das Gebäude jahrzehntelang als Jugendherberge genutzt, ganz aktuell dient es der Unterbringung von Ukraine-Flüchtlingen.

Während das ehemalige Krankenhaus eines Tages abgerissen werden und auf dem Gelände Wohnraum geschaffen werden soll, steht die Zukunft der angrenzenden Kapelle noch in den Sternen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) schlug der Gemeinde vor gut einem Jahr vor, die Kapelle mit ihrem historischen Schieferdach unter Denkmalschutz zu stellen und vor dem Abrissbagger zu bewahren. Für den Erhalt gebe es nicht nur religionsgeschichtliche Gründe, die Kapelle stelle zudem „ein bauliches Zeugnis für die allmähliche Verbreitung der modernen Gesundheitsversorgung“ dar, begründet der LWL. Der Landschaftverband kommt also zu dem Schluss, dass die Kapelle bedeutsam für Heggen ist.

Das sehen Jochen Schäfer und viele andere Dorfbewohner, die sich zu einer Interessensgemeinschaft zusammengefunden haben, genauso. Schäfer: „In Heggen gibt es viele Fürsprecher für den Erhalt. Wir möchten einen Ort der Begegnung schaffen für unser Dorf, der keineswegs zu einem Hotspot werden soll.“ Die Kapelle, die derzeit von den ukrainischen Flüchtlingen als Speisesaal genutzt wird, könne eines Tages beispielsweise für Nähkurse, Chorproben, Versammlungen und vielleicht sogar als Standesamt genutzt werden.

Die Finnentroper Politik sieht den Erhalt allerdings deutlich kritischer. Ende vergangenen Jahres lehnte der Gemeinderat den Vorschlag, die alte Kapelle in die Denkmalliste der Gemeinde einzutragen, ab. Damals mit der Begründung, eine Unterschutzstellung würde im Dorf selbst auf breite Ablehnung stoßen, wie dem Protokoll der Gemeinderatssitzung aus dem Dezember 2022 zu entnehmen ist. Offenbar ein Irrglaube. Bürgermeister Henkel verwies in der damaligen Sitzung darauf, dass eine Beschlussfassung gegen die Unterschutzstellung rechtswidrig sei und er sie beanstanden müsse – der Gemeinderat sich also nicht über den LWL stellen könne.

Ortbildprägendes Gebäude

In ihrem Antrag verdeutlicht die Interessensgemeinschaft, dass die Kapelle ein ortbildprägendes Gebäude sei – „und dies völlig unabhängig von der Frage, ob es sich um ein Denkmal handelt oder nicht“. Durch den Erhalt solle an die bedeutsame Geschichte des gesamten rund 100 Jahre alten Komplexes – Krankenhaus und Kapelle – erinnert werden, denn: „Für Heggen, nein, für die ganze Region hatte das Krankenhaus in der Zeit seines Bestehens eine außerordentliche Bedeutung.“ Mit Verwunderung nahm die Interessensgemeinschaft Äußerungen auf, die das als denkmalwert eingestufte Gebäude als „einen Haufen alter Steine“ bezeichneten bzw. in dem Gotteshaus mehr ein Schandmal denn ein Denkmal sehen.

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